Die Vermutung, dass er hauptsächlich alle Arbeit allein machte, bestätigte sich nicht. Er versammelte eine Hand voll
Helfer um sich, die verschiedene Aufgabengebiete abdeckten. Wie er es geschafft hatte, ihre Tochter und ihren Schwiegersohn für sich zu gewinnen, war für sie ein
Rätsel.
Die beiden erledigten für ihn medizinische und technische Aufgaben und gehörten zu einem Team von Kardiologen, Internisten, Psychologen und
Allgemeinmedizinern. Jetzt war ihr auch klar, wer für den Lärm im Treppenhaus verantwortlich war. Tochter und Schwiegersohn und vielleicht sogar Erik, wechselten in den frühen
Morgenstunden die Wohnungen und besetzten so die Schaltzentrale für die Aktionen, die der Fuchs von langer Hand geplant hatte.
Vielleicht war es das,
was Erik ihr zu verstehen geben wollte, aber wie alle Beteiligten, nicht darüber reden durfte. Obwohl es dafür keinerlei Anhaltspunkte gab, war sie sicher, dass man ihr
während sie schlief, Medikamente zuführte, die ihre Herzfrequenz beeinflussten und die von den Ärzten gesteuert wurde. Ihr Schwiegersohn kontrollierte ihre Arbeit am Computer
und isolierte sie so von der Außenwelt. Telefonanrufe kamen nur von ausgesuchten Personen, und die Gespräche wurden abgehört.
Was sie so sicher machte,
war die Nacht, in der er sie auf die feiernde Menge zusteuerte. Noch vor seinem Erscheinen war es zu Unregelmäßigkeiten ihres Herzschlages gekommen. Als er sie dann komplett
in seinen Bann gezogen hatte, waren die Beschwerden so stark und nicht mehr auszuhalten, dass sie ihn wütend aufforderte, sie nicht mehr in Todesangst zu versetzen.
Er ließ sie sein ungezügeltes Temperament, das ihm eine unglaublich erotische Ausstrahlung verlieh und sie bis an die Grenzen ihrer Selbstkontrolle
trieb, in einem Moment gnadenlos spüren, um sie im nächsten Moment mit unbeschreiblicher Sanftheit wieder zu beruhigen.
Tatsächlich zeigte ihre Empörung
über sein Verhalten Wirkung und der Herzschlag normalisierte sich wieder. Man konnte ihm keine böse Absicht unterstellen, doch auf keinen Fall würde sie tolerieren, dass er es
mit seinen seltsamen Heilmethoden übertrieb. Schließlich durfte sie immer noch selber darüber bestimmen, wie man mit ihrem Körper und ihrem Seelenleben umging.