An manchen Tagen fühlte sie sich nur noch gequält und seiner Willkür ausgeliefert. Dann war sie es leid, an nichts anderes
mehr denken zu können, als an den Aufenthalt in der Parallelwelt. Und immer wieder beschäftigten sie die gleichen Fragen, was war damals wirklich geschehen, warum kamen erst
jetzt alle Gedanken wie eine Endlosschleife in ihr hoch? Hatte er ihr verziehen, dass sie ihn so bedrängte? Die Möglichkeit sich für ihr Verhalten auf direktem Weg zu
entschuldigen, wurde ihr mit dem Versprechen, das sie Jan gemacht hatte, genommen.
Viele Dinge blieben somit unverarbeitet und schoben sich irgendwann
an die Oberfläche, um ausgesprochen zu werden. Dann war es wichtig, sich mitteilen zu können. Einen guten Weg sah sie deshalb darin, alles was sie bewegte, aufzuschreiben.
Vielleicht bekam ihr Leben neben ihren Hobbys noch ein paar neue Impulse, um es sinnvoller zu gestalten. Na ja, sie musste eben einfach weiter die
Initiative ergreifen und Augen und Ohren aufsperren, dann würde sie auch bald wieder auf die Beine kommen.
Das Hin- und Hergerissen sein zwischen
Wirklichkeit und Phantasie zerrte so sehr an ihren Nerven, dass auch ihr Eheleben darunter zu leiden hatte. Wenn eines sicher war, dann die Tatsache, dass sie es nicht
schaffen würden, solange er zwischen ihnen stand.
Mit aller Macht musste sie versuchen, sich von ihm los zu reißen. Scheinbar entfernte er sich so
langsam von ihr. Sie nahm jetzt wieder regelmäßig ihre Medikamente ein und befand sich allmählich auf dem Weg der Besserung.
Doch sie war noch längst
nicht über den Berg und es konnte sein, dass er sie im nächsten Moment wieder mit seinen Tricks von einer Sekunde auf die Andere auf seine Seite zog.
Es
gab kein sich langsam entwickelndes Verhaltensmuster ihrerseits, und nichts kündigte sein plötzliches Erscheinen an. So sehr sie sich auch wünschte, endlich von ihm los zu
kommen, so sehr vermisste sie ihn jedoch, wenn sie ihn nicht mehr spürte.
Ohne ihn war sie einsam, er war ihr Rettungsanker, wenn sie in ihre dunkle
Gedankenwelt abzustürzen drohte und niemand in der Nähe war, mit dem sie darüber reden konnte. Das war nur ein Grund, dass sie sich so stark zu ihm hingezogen
fühlte.
Der Weg zum Neurologen blieb ihr nicht erspart, wenn sie so schnell wie möglich von ihm getrennt sein wollte. Sollte eine andere Medikation
keine Wirkung zeigen, war er entweder Realität oder sie musste ihn, für Andere unsichtbar, immer neben sich akzeptieren.