Nach dem Frühstück begrüßte sie ihre Mutter, die im oberen Stockwerk des Hauses wohnte und redete ein paar Worte mit ihr.
Zu Jan und Henrike sagte sie nichts über die Vorgänge in der Nacht, nur dass es ein Hupkonzert auf der Straße gegeben hatte. Sie bekamen davon nichts mit, denn das
Schlafzimmer lag im anderen Teil des Hauses.
Es gefiel ihr nicht, dass sie an diesem Tag mit ihnen zum Baumarkt fahren sollte. Überhaupt wollte sie das
Haus nicht mehr verlassen aus Scham und Angst vor ihren Bewachern. Doch allein in der Wohnung bleiben mochte sie auch nicht, sie wäre schutzlos ausgeliefert, wenn sie wieder
mit ihren Quälereien begannen.
Im Auto saß sie mit geschlossenen Augen, ihre Begleiter ordneten sich vor, hinter und neben Jans Auto ein. Er fluchte,
weil er mitten im Stau steckte und das machte ihn schrecklich nervös. Autohupen und aufheulende Motoren, das Schimpfen ihres Bruders, all das ließ sie wie in Trance an sich
vorüber ziehen.
Im Baumarkt fühlte sie sich wie ein gläserner Mensch, niemandem konnte sie mehr in die Augen sehen, sie kannten ihre Gedanken, sie
hatten sie im Bad gesehen und sie wussten von ihrem Versagen. Sie ertrug die Vorstellung nicht, versteckte sich hinter den Regalen, suchte die Nähe von Jan und Henrike, die so
sehr mit ihrer Suche nach neuen Türen beschäftigt waren, dass sie ihren Spießrutenlauf nicht bemerkten. Ihre Anspannung fiel erst von ihr ab, als sie wieder im Haus bei Jan
und Henrike ankamen.