Svenja traf am Montagmorgen ein und fuhr mit Jan und der Familie über die Autobahn nach Gütersloh. Alle waren sie wieder
dabei, als ob sie Jan und Henrike den Weg von Staus freihalten wollten. Die Schilder waren Hinweise, die sich ständig wiederholten. Um sie nicht sehen zu müssen, verschanzte
sie sich tief in die bequemen Rücksitze der Limousine und hielt ihre Augen wieder geschlossen. Wie sollte sie nur den Tag überstehen?
Erik war der
perfekte Gastgeber und führte sie durch die neue Wohnung. An ihm fiel ihr nichts weiter auf, doch wer bezahlte ihm die ständigen Wohnungswechsel? Brauchten ihn seine
Arbeitgeber so dringend, dass sie alle Kosten übernahmen? In welcher Funktion ihnen Erik allerdings nutzte, fand sie an diesem Tag nicht heraus. Eine Sache ließ sie dann doch
stutzig werden. Jan und Erik unterhielten sich kurz über einen Reifenwechsel. Auch sie sah bei ihrer Flucht im Einkaufscenter einen ihrer Bewacher am Straßenrand einen Reifen
am Auto austauschen. Sie dachte auch im ersten Moment, eine Ähnlichkeit mit Erik festgestellt zu haben, war aber zu schnell an ihm vorbei gelaufen, um sicher zu sein.
Der Mann trug eine Kappe, die einen großen Teil seines Gesichtes verdeckte. Er, auch daran erinnerte sie sich jetzt, begegnete ihr noch einige Male bei
ihren Ausflügen, doch niemals zeigte er sein Gesicht, sondern drehte ihr den Rücken zu.
Jan, Henrike und Erik! Wer mochte noch alles mit ihnen unter
einer Decke stecken? Sie war sich fast sicher, dass er sich häufig in ihrer Nähe aufhielt, sich aber nicht zu 100% zu erkennen geben wollte. Jedenfalls konnte man sein
Verhalten dem eines Fuchses gleichsetzen, dem in der Fabel eine gewisse Schlauheit und Verschlagenheit zugesprochen wird.
Es wurde Zeit für das
Mittagessen. Dazu ging es in die Stadt, um dort in einem Restaurant einzukehren. Bei einem Spaziergang durch die Altstadt wollten sie sich alle ein wenig die Beine vertreten.
Mit gesenktem Kopf, um niemanden ansehen zu müssen, lief sie dicht gedrängt neben Svenja her, die sie untergehakt durch die Menschenmenge führte. Sie wich ihnen aus, so gut es
ging und bat Jan nach kurzer Zeit, wieder zurück zum Auto gehen zu dürfen. Auch die anderen sahen, dass es zwecklos war, mit ihr weiterzugehen. Nach der Kaffeezeit in Eriks
Wohnung machten sie sich auf den Heimweg.
Später dann bat Jan sie und Svenja, herunter zu kommen, er sprach zuerst mit ihrer Tochter allein, dann
setzten sie sich gemeinsam an den Tisch und Jan fing wieder zu reden an. „Also, hör zu. Wie es heute gelaufen ist, sind Svenja und ich der Meinung, dass wir etwas unternehmen
müssen." Sie sah ihn an, als wüsste sie, worauf er hinauswollte. „Aber du musst damit einverstanden sein und Hilfe wollen. Henrike wird am Dienstag mit dir zum Arzt gehen. Es
gibt eine gute Einrichtung in der Stadt und du bist nicht die einzige mit solchen Problemen." Er machte eine kurze Pause, damit sie antworten konnte. Gab es eine andere Wahl
für sie? Sie hörte durch das offene Fenster die Vogelstimmen und die Autohupen von der Straße. „Ja", sagte sie", das wird wohl das Beste sein", und sie fragte sich, ob sie das
Ende des Regenbogens erreicht hatte.