Die Botschaft war eindeutig. Noch vor wenigen Stunden war sie aufgelöst und wütend auf ihn, doch mit einem Mal schlug die
Stimmung um, und sie befand sich wieder im Glückstaumel. Er würde da sein, sie konnte endlich einen Kaffee mit ihm trinken, ihm für seine Geduld mit ihr danken und alle
Missverständnisse beseitigen. Nur gut, dass sie auch ein Radio in der Küche postiert hatte. Auf diese Weise verpasste sie nicht die guten Nachrichten, die ihr die Stimmen über
sein Erscheinen zukommen ließen.
Der graue Tag strahlte jetzt wieder in bunten Farben, und sie stellte sich vor, was wohl ihre Begleiterinnen dazu sagen
würden, wenn sie davon erfuhren. Die beiden Frauen, mit denen sie das Konzert besuchen wollte, waren im Laufe des zurückliegenden Jahres zu ihren Freundinnen geworden. Alle
verband ein gemeinsames Hobby und gerne besuchten sie zusammen verschiedene Ausstellungen oder Kurse.
Erst am Abend, als sie die Halle erreichten,
erzählte sie ihnen davon, dass sie ihn hier erwartete. Wie Teenager machten sie sich einen Spaß daraus, zogen sie ein wenig auf, während sie in der Schlange standen, nach ihm
Ausschau hielten und auf den Einlass warteten.
Das Konzert wurde zur Nebensache. Die Musik lief an ihr vorbei, obwohl sie sich lange auf die Band
gefreut hatte. Ihr Gefühl, dass sie ihn nicht sehen würde, verstärkte sich von Minute zu Minute. Die Vorstellung war vorbei und resigniert steuerte sie schon auf den Ausgang
zu, als plötzlich das Lied aus den Boxen ertönte und sie wie hypnotisiert in den sich langsam leerenden Saal zurück zog.